Zitate: Aufbau von Handlungen, Operationen und Begriffen

«Die Operationen des Denkens entwickeln sich aus der Handlung heraus. Wir haben dieser entwicklungspsychologischen These eine lerntheoretische und eine didaktische Bedeutung gegeben: die Lernprozesse müssen immer wieder mit der Handlung einsetzen. In der Handlung ist schon möglich, die Grundstrukturen einer begrifflichen Erfahrung zu verwirklichen. In der Folge streben wir die schrittweise Verinnerlichung, Systematisierung und die sprachliche Kodierung dessen an, was zuerst handelnd erarbeitet worden ist. Der Begriff ist das theoretische Gegenstück zum Handlungsschema. Er objektiviert sich im sprachlichen Zeichen, während sich die Handlung im konkreten Handlungsergebnis objektiviert (AEBLI 1981, 118). Die hierarchische Struktur ist jedoch beiden gemeinsam» (1983a, 386).

«Jeder geistige Akt baut sich progressiv auf, ausgehend von früheren und einfacheren Reaktionsweisen, Jede Operation hat ihre Geschichte. Bei der Entwicklung des kindlichen Denkens kann man beobachten, wie sich die Operationen, ausgehend von einfachen Handlungsschemata, mehr und mehr differenzieren, um immer komplexere und beweglichere Systeme herauszubilden, die schliesslich fähig sind, das ganze Universum zu deuten. Die Aufgabe des Lehrers besteht folglich darin, für ein Kind psychologische Situationen zu schaffen, in denen es die Operationen aufbauen kann, die es sich aneignen soll. Der Lehrer muss die früheren Schemata aufgreifen, über die das Kind bereits verfügt, und von diesen aus die neue Operation entwickeln. Er muss das dieser geistigen Aktivität angepasste Material liefern und darüber wachen, dass die neue Operation in der erstrebten Richtung gesucht wird» (1951/1976, 88).

«Der Versuch, die Begriffsbildung beim Kinde ständig straff zu leiten, kann nicht zu befriedigenden Ergebnissen führen. Wir müssen dem Kind eine grössere Freiheit zur Entwicklung seines Denkens lassen. Diese Forderung ist dann erfüllt, wenn der Schüler dazu gebracht wird, dass er durch eigenes Forschen und Suchen seine Begriffe und Operationen selbst aufbaut. Das Forschen ist in der Tat jene geistige Aktivität, die eine neue Reaktion zu entwickeln sucht. Das erste didaktische Problem, das wir zu lösen haben, wird sein, genau zu bestimmen, wie das eigene Forschen des Kindes erst angeregt, sodann auf das gewünschte Ziel hin ausgerichtet werden kann» (1951/1976, 90).

«Wenn wir uns also vornehmen, das Kind nicht nur alle Teilelemente, sondern auch die Gesamtsstruktur eines operatorischen Komplexes erfassen zu lassen, so genügt es nicht, jeden einzelnen Schritt der Überlegung durch den Schüler vollziehen zu lassen. Er muss dazu geführt werden, die Grundbeziehungen herzustellen, welche einen Operationskomplex kennzeichnen, und erst dann die Teiloperationen einzuordnen. Man muss also dem Forschen des Kindes einen Rahmen geben, der vor allem Anfang an die Gesamtorganisation ausrichtet und allen Schritten, die im Verlauf des Suchens getan werden, Bedeutung verleiht. Nun kann diese Kraft, die das Forschen leitet, durch nichts anderes gebildet werden als durch ein im Denken des Schülers lebendiges Problem» (1951/1976, 91/92).

«Die Psychologie Jean Piagets lehrt uns in der Tat, dass ein Problem ein 'vorwegnehmendes Schema' darstellt, d.h. eine schematische Skizze einer noch zu findenden Operation, die einem Gesamtsystem von Operationen angehört. Diese Operation strukturiert sich im Laufe des Suchens und Forschens und ist schliesslich klar gegliedert» (1951/1976, 92).

«Wenn es so gelingt, das Kind dazu zu bringen, dass es eine Operation aufbaut, indem es von einem klar erkannten Problem ausgeht, so darf man annehmen, dass es nicht nur alle Elemente des neuen geistigen Aktes begriffen hat, sondern auch dessen Gesamtstruktur» (1951/1976, 92)

«Wer 'Bildung des Denkens' sagt, meint 'Bildung von Operationen' und wer 'Bildung von Operationen' sagt, meint 'Aufbau von Operationen'. Der Aufbau von Operationen vollzieht sich im Laufe des Suchens und Forschens, und alles Suchen und Forschen geht aus einem Problem hervor» (1951/1976, 94/95).

«Soweit als möglich muss man dem Schüler, der tastend nach der Lösung sucht, Gelegenheit geben, die Operationen effektiv auszuführen» (1951/1976, 96).



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